2022 war für mich persönlich kein großes Gaming-Jahr, daher möchte ich meine besten Spielerlebnisse auf eine Top 5 beschränken. Normalerweise hole ich jedes Jahr einige ältere Titel nach, schaue in den Indiebereich hinein und greife seltener auch zu neuen Spielen für Konsole oder PC. Aber auch im Retro- und Indiesektor habe ich relativ wenig gespielt, da es 2022 nicht nur ein paar private Aufgaben zu meistern gab (es wurde geheiratet😊), sondern auch das initiale Aufsetzen von Panel, Frame & Pixel hat ein bisschen Zeit verschlungen. Da blieb neben Filmen und Comics die Zockerei etwas auf der Strecke. Daher folgt hier eine kurze und knackige Auswahl meiner Gaming-Highlights aus dem letzten Jahr.
Wichtig: Hierbei geht es um Spiele, die ich 2022 gespielt habe, das Erscheinungsdatum spielt für die Aufnahme in diese Topliste keine Rolle.
Honorable Mention: Sonic Triple Trouble 16bit (PC, 2022)
Dieses 16bit-Remake des alten Game Gear Jump'n'Runs habe ich bereits vor einigen Monaten näher beleuchtet. Das Spiel ist nicht nur als non-kommerzielles Ein-Mann-Projekt bemerkenswert, es steht anderen 16bit-Sonics in kaum etwas nach. Meinen ausführlichen Test lest ihr hier.
5. WipeOut Omega Collection (PS4, 2017)
Wenn ich etwas für Rennspiele übrig habe, dann besonders für SciFi-Rennspiele. Als Vorreiter dieses Subgenres gilt gemeinhin F-Zero für den Super Nintendo, den Übergang in die dritte Dimension hat allerdings 1995 WipeOut vom britischen Studio Psygnosis auf der Playstation geprägt. Während neue Teile der Serie rar geworden sind, wurde mit der Omega-Collection ein Remaster zwei früherer Titel aufgelegt: WipeOut HD (PS3, 2008) inklusive der Expansion Fury und WipeOut 2048 (PS Vita, 2012). Erhalten habe ich sehr umfangreiche Single Player Kampagnen, äußerst knackige Herausforderungen, die viel Übung erfordern und ein tolles Fahrgefühl. WipeOut spielt sich sehr sensibel und folgt einer gewissen Arcade-Logik, die dem Spieler ein wiederholtes Scheitern und Lernen abverlangt, was mich sehr anspricht. Dazu rasende Geschwindigkeit, futuristische Locations und ein starker EDM-Soundtrack mit Schwerpunkt auf Drum and Bass. Es wäre wirklich an der Zeit, ein neues WipeOut zu veröffentlichen.
4. Zelda: Link's Awakening (Switch, 2019)
Dieses Remake des alten Gamboy-Klassikers ist kein Geheimtipp, sondern für jeden Fan traditioneller Action-Adventures ein Pflichtspiel. Nicht nur der charmante 3D-Look ist gelungen, das Spiel ist auch Zeugnis der oft unerreichten Nintendo-Qualität. Hinter der neu modellierten Fassade verbirgt sich das 1993 veröffentlichte Abenteuer, das spielerisch zeitlos ist und vor Augen führt, was für ein starkes Spieldesign bereits zu Gameboy-Zeiten an den Tag gelegt wurde. Dass trotz der Limitierungen der Konsole ein solches Abenteuer entstehen konnte, ist eine Meisterleistung: clever verzahnte Dungeons, eine spannende Oberwelt voller Geheimnisse, sympathische Charaktere und eine der ungewöhnlichsten Zelda-Stories. In der aufpolierten audiovisuellen Verpackung ein tolles Erlebnis.
3. Super Mario 3D World (Switch, 2021)
Und noch einmal Nintendo mit einer seiner Kern-IPs. Was soll man zu Mario Jump'n'Runs noch schreiben? Es ist hinlänglich bekannt, wie poliert und fehlerfrei diese Spiele sind. Super Mario 3D World liegt ein wenig im Schatten von Mario Odyssey, da es sich um ein Remaster handelt, denn originär kam das Spiel 2013 auf der Wii U heraus. Es orientiert sich in seiner Struktur aus Oberwelt und Hüpfpassagen stark an den 8bit und 16bit Titeln von Mario und setzt weniger auf Action-Adventure-Einflüsse und Sammelaufgaben als andere 3D-Plattformer. Und diese Konzentration auf das Wesentliche ist einfach erfrischend.
Jump'n'Run-Fans finden ein wahres Feuerwerk der Ideen vor, das sich auf den Kern des Genres fokussiert. Die Spielwelt wurde mit so vielen guten Einfällen angereichert, dass praktisch jeder Level ein neues Highlight bietet und neue Fertigkeiten abfragt. Darüber hinaus gibt es genug (aber nicht ausufernde) Bonus-Aufgaben, um in alte Welten zurückzukehren und die 100% zu knacken. Abgerundet wird das durch einen spaßigen Koop-Modus, in dem man Bowser gemeinsam bezwingen kann.
2. Into the Breach (Android, 2018)
Dieser Indie-Megahit der rundenbasierten Strategie wurde für praktisch alle Konsolen veröffentlicht, bietet sich aber besonders mobil auf Tablet (z. B. über Netflix-Gaming) oder Switch an. In Into the Breach werden Elemente aus Rundenstrategie, Roguelike und RPG verknüpft, um eine dreiköpfige Crew von Mechwarriorn auf das Schlachtfeld gegen eine außerirische Bedrohung zu schicken. Jeder Mech hat verschiedene Fähigkeiten, lässt sich ausrüstungstechnisch erweitern und die Piloten erhalten ebenfalls Erfahrung, um zusätzliche Fähigkeiten zu erwerben. Ein Scheitern bedeutet allerdings das sofortige Aus - ihr dürft nur einen einzigen Piloten mitsamt seiner Erfahrung zum nächsten Neustart retten.
Dieses Spielprinzip geht so gut auf, dass man es als moderne, komplexe Variante von Schach interpretieren kann: einfach zu lernen, schwer zu meistern. Sind die Regeln verstanden, lässt das Spiel einen nur schwer wieder los. Der Pixel-Look und die Soundkulisse schaffen eine übersichtliche und spannende Atmosphäre. Unbedachte Aktionen werden gnadenlos bestraft und schicken einen zurück zum Start. Toller Mix aus simplem, aber anspruchsvollen Gameplay.
1. Ghost of Tsushima (PS4, 2020)
Ich stehe ja ein bisschen auf Kriegsfuß mit Open World Spielen. Seit Horizon Zero Dawn und vor allem Red Dead Redemption 2 ist das Genre für mich auserzählt und hat sich in einer überbordenden Ansammlung von Quest-Icons auf einer erschlagenden Weltkarte verloren, die zu wenig Spiel und zu viel Abarbeiten eines Aufgabenkatalogs geworden ist, das hin und wieder mit Cutscenes aufgelockert wird. Zeitintensiv, anstrengend und in den eigentlichen Spielmechaniken völlig uninspiriert.
Ghost of Tsushima macht nicht alles anders, bietet mir aber genug Pluspunkte, um die genannten Schwächen aufzuwiegen:
Zunächst einmal gestaltet sich die zu erforschende Welt als weniger erschlagend, da sie durch natürliche Wegweiser wie markante Berge, Rauchsäulen oder bspw. Leuchttürme Orientierung bietet. Ein Blick an den Horizont reicht meistens schon. Dazu hat man weitgehend auf ein HUD verzichtet. Anstelle von Questmarkern und Pfeilen, folgt man dem Wind oder wird von der Tierwelt auf wichtige Orte aufmerksam gemacht.
Punkt 2 ist das für einen Mainstream-Titel relativ elaborierte Kampfsystem. Im Kontrast zu dem holprigen Gekloppe bei Horizon oder den 0815-Ballereien bei Rockstar Games erweist sich das Katana als filigran kontrollierbar und mit weiteren Zusatzmoves sinnvoll ergänzbar. Zusätzlich sind auch die Stealthmöglichkeiten vielfältig, sodass verschiedene Spielstile zum Erfolg in den Kämpfen führen.
Außerdem sind Story und Sidequests zwar erwartbar episch, aber in einem übersichtlichen Umfang vorhanden, der von allen Gamern komplettiert werden kann. Auf plumpe Fetch-Quests weitgehend wurde verzichtet, alle optionalen Missionen bieten schön inszenierte Geschichten mit Charakteren, die ein gewisses Maß an Tiefe erhalten.
Schlussendlich ist dann noch das Setting hervorzuheben: nicht, dass ich Western nichts abgewinnen könnte und die Story von bspw. Horizon nicht bombastisch inszeniert wäre. Aber das feudale Japan mit goldenen Laubwäldern, meterhohem Bambus und Samurai wurde noch nie so detailreich in einem Spiel dargestellt. Dazu kommen ein stimmungsvoller Soundtrack sowie viele Anspielungen für Filmfans (es gibt sogar einen Kurosawa-Modus mit schwarz-weiß-Grafik). Eine tolle Spielerfahrung, die ich dank des DLCs Iki Island sicher dieses Jahr wieder besuchen werde.
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