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Comic Review: Dune - Haus Atreides (Splitter Verlag)

Dune Comics Splitter

Nachdem Denis Villeneuves zweiter Teil der Filmsaga einen großen Erfolg eingefahren hat, ist Dune wieder in aller Munde. Die Verleger der Romane und auch Comics dürfen sich freuen, denn auch deren Verkaufszahlen wurden ordentlich angekurbelt. In Deutschland werden die Comics von Splitter verlegt und weisen einen immer größer werdenden Katalog unterschiedlicher Geschichten auf. Viele, so wie der heute besprochene Titel, basieren auf den Büchern von Brian Herbert, dem Sohn von Dune-Autor Frank Herbert, der Anfang der 2000er weiteren Stoff in Romanform zum Dune-Kanon beigesteuert hat. Heute soll es um die Reihe gehen, die mir als erstes ins Auge Stach und sich als guter Startpunkt zum Lesen empfiehlt, "Haus Atreides".


Benötigt man zur Lektüre der Comics Vorwissen über Dune, sollte die Romane gelesen oder wenigstens Filme gesehen haben? Es schadet sicher nicht, denn gerade die Hintergründe der einzelnen Fraktionen wie bspw. den Bene Gesserit werden so gut wie gar nicht erklärt. Das bedeutet nicht, dass man der Story ohne Vorwissen nicht folgen könnte, aber das größere Vergnügen lässt sich herausziehen, wenn man die Bände als Ergänzung zum bekannten Universum liest. Also bspw. den ersten Roman oder den ersten Film gesehen zu haben, schafft die notwendige Grundlage.


Dune Haus Atreides, Splitter

Die Ereignisse in "Haus Atreides" spielen 35 Jahre vor dem ersten Roman. Band 1 eröffnet mit einem Blick auf den namensstiftenden Wüstenplaneten Arrakis alias Dune aus der Perspektive des Baron Harkonnen. Dieser macht sich auf, den Spice-Abbau zu optimieren und mit den Gefahren des Planeten umzugehen, die unter jedem Sandkorn lauern.

Parallel dazu wächst auch das Interesse des Padishah-Imperators an Arrakis. Er beauftragt den Planetologen Kynes damit, Arrakis tiefergehend zu untersuchen und die Frage zu beantworten: Wieso gibt es das Spice nur dort und lässt es sich doch auf anderem Wege beschaffen oder gar synthetisch herstellen?

Parallel dazu werden wir Zeuge eines achtjährigen inhaftierten Jungen namens Duncan Idaho, erleben Familienintrigen gegen den Imperator und nehmen am Werdegang des jungen Leto Atreides teil, dem Zögling des Familienoberhaupts Paulus. Letzteres entwickelt sich schlussendlich auch zum titelstiftenden Hauptstrang dieser dreibändigen Reihe.


Künstlerisch zeichnen sich Zeichner Dev Pramanik und Kolorist Alex Guimarães verantwortlich. Ersterer hat sich durch die Vielzahl an Dune-Comics bereits eine stolze Visitenkarte geschaffen, außerdem wurde sein Werk "Der Mann, der vom Himmel fiel" bei CrossCult veröffentlicht. Kolorist Guimarães war bislang vor allem für BOOM Studios und DC aktiv.

Insgesamt ergibt die Kombi der beiden ein erwachsenes und ansprechendes Artwork, das an aktuelle frankobelgische Comics erinnert. Insgesamt ist mir der Look einen Tick zu bunt geraten, was der sehr ernsten Science-Fiction Story nicht komplett gerecht wird. Durch die Vielzahl an unterschiedlichen Schauplätzen und Planeten sorgt die wechselnde farbliche Gestaltung zwar für hohe Abwechslung, aber eine weniger grelle Farbpalette hätte der Atmosphäre meiner Ansicht nach besser getan. Nichtsdestotrotz gibt es an der Qualität wenig auszusetzen und man hat hochwertige Arbeit mit kreativem Paneling und opulentem futuristischem Look vorliegen.


Dune Haus Atreides, Splitter

"Haus Atreides" weist, wie bereist erwähnt, ein großes Spektrum an Schauplätzen und Charakteren auf. Seien es die Harkonnen auf Giedi Prime, Planetologe Kynes auf Arrakis, eine unterirdische Stadt auf Ix oder die Bene Gesserit auf Wallach IX. Hier kommt keine Langeweile auf. Auch thematisch wechselt es zwischen machtpolitischen Intrigen, Verfolgungsjagden, Rebellionen und auch mal lockeren Alltagsabenteuern.

Hauptakteur Leto Atreides gerät dabei erst im Laufe der Kapitel in den Mittelpunkt. Dass es sich nicht nur um Haus Atreides dreht, sondern auch andere Fraktionen große Anteile erhalten, hat mir gut gefallen, da man so ein Gespür für den Kosmos erhält und tief in die Lore von Dune eintauchen kann. Arrakis, die Fremen und das Spice spielen nur eine Randrolle in dieser Geschichte, schweben aber wie eine unsichtbare Präsenz über allen Geschehnissen. So drehen sich viele Motive um das Spice und den damit verbundenen Schlüssel zur Macht, der Wüstenplanet selbst nimmt aber nur einen kleineren Teil ein und auch der halluzinogene Rohstoff kommt nicht direkt zum Einsatz, wie es z. B. im zweiten Film der Fall war. Das finde ich erfrischend, da man so nicht in die Falle tappt, zu viele bekannte Aspekte erneut zu erzählen.


Dune Haus Atreides, Splitter

+++ Spoiler-Warnung +++


Leider kommt die Reihe nicht ohne Schwachpunkte aus, die sich zum Ende hin immer mehr offenbaren: Die einzelnen Handlungsstränge werden unausgeglichen erzählt, so endet einer der interessantesten Stränge, nämlich der vom Planetologen Kynes, vorzeitig und unfertig. Auch Duncan Idaho verkommt im letzten Zug der Geschichte zum Statisten. Einzelne Story-Fäden werden nicht zu einem einheitlichen Finale verwoben, sondern wirken bis zum Schluss isoliert. Irritiert hat mich außerdem, dass das Finale von Band 3, nämlich die Ereignisse rund um Leto Atreides, zu einer Variante von "Star Trek VI - Das unbekannte Land" avancieren. Die Parallelen zu diesem Film sind so offensichtlich und der dazugehörige Gerichtsprozess dermaßen abrupt beendet, dass zum Schluss ein etwas holpriges Gefühl bleibt.


Eine zentrale Schwäche von "Dune: Haus Atreides" liegt außerdem in der Vielfalt an Handlungsbögen und Schauplätzen begründet: Was einerseits Abwechslung schafft, führt andererseits dazu, dass sich das Storytelling fast ausschließlich auf das Vorantreiben des Plots konzentriert. Zwischentöne oder gar philosophische und politische Botschaften sucht man vergebens. Das ist schade, da natürlich gerade diese Vielfalt an Erzählebenen und Lesarten die Romane und auch Filme ausgezeichnet haben, die von der Verführung der Massen durch Religion und Propaganda oder auch Themen wie Drogenmissbrauch und Psychosen gehandelt haben. Wer dadurch nicht gestört wird, erhält eine abwechslungsreiche und prächtig inszenierte SciFi-Story mit ein paar deutlichen Schwächen im Abgang.


Dune Haus Atreides, Splitter

Alles in allem ist "Haus Atreides" durchaus empfehlenswert für Dune-Fans und Lesende, die nach den Kinofilmen und Romanen nach mehr Material aus Frank Herberts Universum verlangen. Die drei Bände sind eine kurzweilige und schön gestaltete SciFi-Kost, die leider vorhandenes Potential verschenkt und mit mehr Tiefe und Finesse im Zusammenführen der Handlungsstränge ein richtiges Highlight hätte sein können.

Beitrag: Blog2 Post
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